Samstag, 6. Oktober 2012

REZENSION: "Der Wald wirft schwarze Schatten" von Kari Braenne

Evelyn steht kurz vor ihrem 85. Geburtstag.
Sie merkt, dass ihre Kräfte sie allmählich verlassen und will reinen Tisch machen, bevor der Tod sie ereilt.
Deshalb bittet die alte Frau ihren in Amerika lebenden Sohn Wilhelm, zu ihrem Geburtstag zu kommen.
30 Jahre ist es her, seit sie sich zuletzt gesehen haben....

Auch der Schauspieler Robert, den sie für ihren Enkel hält, bekommt eine Einladung, zusammen mit einem alten Schlüssel und einer mysteriösen Landkarte.
Doch das Schicksal hat andere Wege geplant, denn nicht nur Evelyn hütet ein Geheimnis...


Ich habe schon oft festgestellt, dass die Bücher, bei denen man anfangs noch nicht so recht weiß, was man von ihnen halten soll, sich schließlich als wahre Schätze entpuppen...
Und genau so ein Schatz ist "Der Wald wirft schwarze Schatten" von der norwegischen Schriftstellerin Kari Braenne.

Meine anfänglich gemischten Gefühle hängen sicherlich damit zusammen, daß ich ganz andere Erwartungen an das Buch hatte.
Betrachtet man sich das düstere und geheimnisvolle Cover und den Buchtitel, geht man davon aus, einen Thriller vor sich zu haben.
Zu lesen bekommt man die Geschichte einer Familie, die aber letztendlich ebenso nervenaufreibend und spannend ist.

Was anfangs noch recht verwirrend beginnt, entschlüsselt sich nach und nach zu einer faszinierenden Geschichte, die ihre Leser vollkommen in ihren Bann zieht.
Eine schöne Sprache, eine hervorragend konstruierte Handlung und perfekt entwickelte Charaktere sorgen für eine enorme Sogwirkung, die nur ganz besonderen Büchern vorbehalten ist...
Eine literarische Meisterleistung der Autorin!

Kari Braenne versteht es vorzüglich, einfühlsam in die Rollen der einzelnen Protagonisten zu schlüpfen und diese ihren Lesern überaus glaubhaft nahe zu bringen, egal, ob es sich um die Greisin Evelyn oder Lukas,  einen kleinen Jungen, handelt.
Diese Glaubwürdigkeit der einzelnen Darsteller hat mich ganz besonders beeindruckt.

Braenne erzählt aus den unterschiedlichen Blickwinkeln und deckt so, Kapitel für Kapitel, eine unfassbare Tragödie auf.
Dabei schafft sie es, eine enorme Spannung aufzubauen, die sich ständig steigert, bis sich die Geschichte zum Schluß zusammenfügt.

Trotz ihrer fast poetischen Sprache hat Braenne aber keine Hemmungen, auch die furchtbaren Dinge ohne Umschweife beim Namen zu nennen oder zwischen den Zeilen anzudeuten, um sie in der Phantasie ihrer Leser Wirklichkeit werden zu lassen.
Wir werden nicht verschont von Brutalität und Grausamkeiten, die jedoch ganz nüchtern und ohne Ausschmückungen erzählt werden...

Dieser ganz persönliche Stil der Autorin hat mir sehr gut gefallen.
Ich habe eine großartige, wenn auch verstörende Geschichte gelesen, die mich nachhaltig berührt hat!

Kurz und Knapp:
Spannendes Drama mit Sogwirkung!


Aenna                              

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